Babysitten öffnet Türen
Mit einer Babysitter-Ausbildung können vor allem junge Menschen neue Kompetenzen erwerben. In einem regelmäßig angebotenen Kurs beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) können angehende Babysitter lernen, was es zu beachten gilt. Der Babysitter holt sich ein kaltes Getränk aus dem Kühlschrank, nimmt eine Packung Chips und begibt sich ins Wohnzimmer.
Er macht es sich vor dem Flatscreen gemütlich und dreht den Fernseher laut auf. Plötzlich vernimmt er einen unangenehmen Geruch: Qualm zieht aus dem Kinderzimmer eines dreijährigen Jungen. Der unerfahrene Babysitter realisiert, dass er den Kleinen völlig aus den Augen gelassen hat. Eine schlimme Vorstellung.
Gut, dass es Kurse gibt, in denen handfeste Inhalte zum Thema Babysitten vermittelt werden. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) bietet seit knapp 20 Jahren eine Babysitter-Ausbildung an, die sich vor allem an junge Menschen ab dem 14. Lebensjahr richtet. Sie sollen auf ein mögliches Engagement vorbereitet werden. Erstellt wurde das Kurskonzept von einer Arbeitsgruppe von Erziehern, Pädagogen und Dozenten. Ziel ist es, die Teilnehmer für die Aufgabe zu sensibilisieren, ihnen den Umgang mit Kleinkindern aller Altersstufen zu erleichtern und sie mit Notfällen zu konfrontieren. Aber auch Themen wie Ernährung, Unfallverhütung, Aufsichtspflicht und das Verhältnis zu den Eltern werden angesprochen.
Unter der Kursleitung von Eva Ludwig mussten die neun Kursteilnehmer auch selbst tätig werden. Babysitter müssen auch in der Lage sein, Essen und Trinken für das Kind selbst zuzubereiten. „Die Milch darf nicht zu heiß sein. Sie muss der Körpertemperatur des Kindes, etwa 37 Grad, entsprechen", lautet die Anweisung von Kursleiterin Ludwig. Auch bei der Zubereitung von Grießbrei müssen sich die Kursteilnehmer Mühe geben. Optisch ist der Brei kein großer Genuss, dennoch schmeckt er auch den „großen Kindern" bei einer anschließenden Probe sehr gut.
Die Teilnehmer sind zufrieden: Sie bringen sich in die Übungen mit ein. „Ich habe in der Vergangenheit für zwei Wochen auf meinen Cousin und meine Cousine aufgepasst. Durch den Kurs erhoffe ich mir weitere Kenntnisse im Umgang mit Säuglingen. Ich möchte zudem für schwierige Situationen gewappnet sein", sagt Lena Göldner. „Das Schönste am Babysitten ist das glückliche Lachen der Kinder", verrät die 15-jährige aus Schifferstadt. Ähnlich sieht es Chiara Nunenmann (17) aus Bechhofen: „Ich möchte weitere Kenntnisse über die Alltagsabläufe gewinnen."
Eine weitere Übung des Kurses besteht in der Kontaktaufnahme mit den Eltern. In Rollenspielen müssen sich die Teilnehmer sowohl in die Lage der Eltern als auch in die des Babysitters versetzen. „Es ist wichtig, dass der Tagesablauf der Familie mit dem der Babysitter übereinstimmen. Die Eltern fungieren als Partner und kennen ihr Kind am besten. Sie geben einem Babysitter die entsprechenden Anweisungen, die dieser dann auch befolgen muss", sagt Eva Ludwig.
Gute Babysitter zeichnen sich dadurch aus, dass sie wissen, welche Bedürfnisse ein Kleinkind in einem bestimmten Alter hat. Auch Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und das Einhalten von Regeln sind gefragt. Auch wenn der Kurs das Betreuen von Säuglingen beinhaltet, rät die Kursleiterin Eltern von Neugeborenen vom Babysitter ab: „Babysitter sind keine Ersatzeltern." Dennoch sieht sie viele positive Seiten: „Das Kind kann durch schöne Erlebnisse positive Erfahrungen sammeln. Auch lernt es dabei, mit Regeln von anderen Autoritätspersonen umzugehen." Auch die Babysitter kommen nicht zu kurz: Sie können etwas Geld verdienen, sich sozial engagieren und ein neues Tätigkeitsumfeld kennenlernen.
Das DRK bietet Kurse für Jugendliche ab 14 Jahren an
Quelle: Rheinlandpfalz, von Lars-Heinrik Wacker