DRK-Hausnotruf
Nachts rettet er Leben: Als ehrenamtlicher Rettungssanitäter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist Markus Edinger für den 24-Stunden-Hausnotruf zuständig. Unser Redaktionsmitglied Carolin Keller hat mit Edinger und dem Geschäftsführer
des DRK-Kreisverbands Kaiserslautern-Stadt, Marco Prinz, über die Technik, Kopfkino und Hilflosigkeit gesprochen.
Hilfe auf Knopfdruck verspricht der Hausnotruf. Herr Prinz, wie genau funktioniert das System?
Marco Prinz: Den Notruf können Nutzer ganz einfach über einen Funksender, den sie am Hals, Arm oder als Uhr am Handgelenk tragen, auslösen. Der wird dann direkt über eine Station im Haus oder in der Wohnung an die Hausnotrufzentrale übertragen, die je nach Gesundheitszustand Helfer unseres Fahr- oder Rettungsdienstes oder der ambulanten Pflegestation zum Patienten schickt.
Brauche ich als Nutzer dafür einen Internetanschluss?
Prinz: Nein, ein herkömmlicher Telefon- sowie Stromanschluss genügen. Rund 90 Prozent unserer Kunden nutzen diese Variante. Nur ein kleiner Teil verwendet Mobilfunkgeräte. Die sind vor allem für Menschen sinnvoll, die viel draußen unterwegs sind und eventuell mithilfe eines Ortungssystems gesucht werden müssen.
Herr Edinger, Sie sind seit 16 Jahren als ehrenamtlicher Rettungsdienst-Mitarbeiter tätig und damit auch für den Hausnotruf zuständig. Was war dabei ihre prägendste Erfahrung?
Markus Edinger: Ein einziges prägendes Ereignis gab es nicht. Jeder Einsatz ist anders und auf seine eigene Weise spannend. Besonders einprägsam sind allerdings die Einsätze, bei denen mein Partner und ich nichts mehr tun können, das heißt, wenn der Patient bei der Ankunft bereits tot ist.
Beschäftigen Sie die Einsätze auch noch nach der Schicht?
Edinger: Ich versuche, die Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen. Das klappt auch meistens. Vergangene Einsätze lasse ich nur Revue passieren, um für mich zu analysieren, was gut war und was ich in Zukunft besser machen kann.
Wie läuft der Einsatz ab?
Edinger: Geht der Notruf auf unseren Handys und Funkmeldeempfängern ein, müssen wir tagsüber innerhalb von einer Minute, nachts von zwei Minuten von der Wache ausfahren. Das reicht, um sich den Haus-, beziehungsweise Wohnungsschlüssel des Patienten aus dem Tresor sowie sein Datenblatt aus dem Fax zu schnappen. Darauf sind unter anderem Vorerkrankungen und medikamentöse Behandlungen vermerkt. Am Unfallort müssen wir in maximal 15 Minuten sein. Dort weiß ich nie genau, was mich erwartet.
Können Sie sich trotzdem auf die Einsätze vorbereiten?
Edinger: Ich nutze die Zeit während der Fahrt zum Notfallort ganz bewusst, spiele mögliche Situationen im Kopf durch. Trotzdem muss ich auf alles gefasst sein und darf mich nicht durch die ersten Informationen, die ich von der Leitstelle erhalte, fehlleiten lassen. Bekomme ich zum Beispiel gesagt, dass ein Patient gestürzt ist, muss ich nicht nur Folgeverletzungen in Betracht ziehen, sondern auch die Ursache, wie zum Beispiel Kreislaufprobleme berücksichtigen. Ein Sturz ist übrigens in 90 Prozent der Fälle der Grund für den Hausnotruf.
Wie wurden Sie für die Einsätze geschult?
Edinger: Ich habe nach dem Abitur eine 520-stündige Ausbildung zum Rettungssanitäter durchlaufen. Die ist in vier Blöcke unterteilt und beinhaltet Lehrgänge unter anderem in der Rettungsdienstschule sowie Praktika auf einer Rettungswache und im Klinikum. Die beste Schulung sind allerdings die Einsätze selbst. Nur wenn man regelmäßig vor Ort ist, lernt man effektiv und flexibel zu handeln. Bei bis zu 15 Einsätzen pro Nacht muss ich schnell umdenken können.
Herr Edinger, Herr Prinz, warum ist der Hausnotruf wichtig?
Prinz: Ältere Menschen fühlen sich durch den Hausnotruf Zuhause länger sicher. Und auch ihre Angehörigen sind beruhigter. Außerdem verkürzt sich durch den Hausnotruf oft die Zeitspanne zwischen Unfall und Hilfe.
Edinger: Das kann ich nur bestätigen. Viele Einsätze haben nur ein glückliches Ende, weil den Betroffenen schnell geholfen wird. Es kann noch so gute Behandlungsmethoden geben, wenn die Patienten nicht schnell genug am richtigen Ort sind.
Quelle: Rheinlandpfalz - Marktplatz