DRK Team zusammen mit freiwilligen Helfern startet TAFEL-Aktion
Wer sonst bei der Tafel Lebensmittel geholt hat, kann sich freuen, dass es jetzt weiter geht. Gestern Morgen hat das Team vom Roten Kreuz zusammen mit freiwilligen Helfern die Aktion gestartet:
Lebensmittel abholen, packen und verteilen. Wie die Premiere der Ersatz-Tafel verlief.
In der großen Halle in der Merkurstraße stapeln sich auf Tischen die grünen Körbe. Blumenkohl, Bananen oder Brot, Rhabarber, Karotten, Tomaten, Paprika, Champignons, Salatköpfe. 104 große Tüten aus Packpapier werden heute bestückt – um 12 Uhr soll alles fertig für die Lieferung sein. In der Halle ist viel Platz. Hier können alle Tische auf Abstand stehen, alle Helfer halten Abstand voneinander, tragen Mundschutz und Handschuhe. Jeweils 30 Tüten gehen an die Glockestubb und das JUZ, die jetzt neue Anlaufstellen für Wohnungslose sind. Marco Prinz, Geschäftsführer des DRK Kaiserslautern, freut sich: „Ich bin beeindruckt von der Qualität der gespendeten Produkte.“
Die freiwilligen Helfer suchen an den Tischen zusammen, was man zum Leben für ein paar Tage brauchen kann. Sie wissen, was zu tun ist, Inge Grieser und Solenn Parsons haben sie eingewiesen. Ihr Hauptjob beim DRK ist das Organisieren vom Fahrdienst, sagt Grieser. „Von der Tafel haben wir die Informationen bekommen und dann ein Konzept auf die Beine gestellt“, sagt die Frau in der blauen DRK-Uniform, zusätzlich ausgerüstet mit Mundschutz und Handschuhen. „Wir planen, zwei Touren in der Woche zu fahren.“
Frühmorgens hat der weiße Lieferwagen vom DRK schon die Märkte angefahren und hat die Lebensmittel abgeholt, die für sie bereitgestellt wurden. Durch den Aufruf in der Presse hätten sich noch mehr Geschäfte gemeldet, die spenden wollten, freut sich Prinz.
Vor der Halle warten Eva Sebastian und Benjamin Escribano. Im normalen Leben studieren die beiden am Fachbereich Biologie an der Technischen Universität Kaiserslautern. Sie haben sich auf eine Rundmail innerhalb der TU hin gemeldet, die zur freiwilligen Unterstützung der DRK-Aktion aufrief. Jetzt wollen sie in ihre Aufgaben eingewiesen werden. Nur ein paar Minuten später sitzt Escribano am Steuer des weißen Lieferwagens und setzt rückwärts raus. Die nächste Fuhre Lebensmittel wird abgeholt.
Insgesamt sechs Freiwillige sind an diesem ersten Aktionstag in der ehemaligen Norberger-Halle hinter dem Autohaus Euler, die Andreas Damm erst vor kurzem gekauft hat. „Wir hatten etwa 100 Anfragen von Freiwilligen“, zeigt sich Prinz beeindruckt. Flexibilität, Führerschein und an welchen Tagen – das waren die kritischen Punkte, nach denen Grieser die Helfer aussuchte. Auch Shabnam Hashemi sucht aus den grünen Körben Lebensmittel aus und packt eine Tüte nach der anderen. Die 24-Jährige studiert Informatik an der TU und ist auch dem Aufruf der Rundmail gefolgt.
Parsons und Grieser packen den Kombi von Steven Kuffner voll. „Das ist zu viel – das passt nicht mehr rein“, winkt Kuffner ab. Dicht an dicht drängen sich im Innenraum die Packpapiertüten. „Ach, da geht noch e bissche was“, meint Grieser. „Sind doch nur noch 13 Tüten. Oder wollen Se noch mol komme?“ Kuffner schiebt noch ein weiteres Mal die Tüten zusammen. Jetzt muss nur noch die Heckklappe schließen.
Schon am Morgen hat er bei Lidl, Penny, Aldi und Real Lebensmittelspenden abgeholt. „Kaiserslautern liegt mir am Herzen“, sagt der 25-Jährige, der eine Anreise von ganzen 80 Kilometern auf sich genommen hat. Ein Freund habe ihm von der Situation bei der Tafel erzählt. „Das hat mich schockiert“, betont der junge Mann mit der blauen Mütze, der viele Freunde in der Stadt hat und gern auf ein FCK-Spiel geht. „Den Aufwand nehme ich gern auf mich.“
Zufrieden wäre er, wenn er dreimal die Woche bei der Aktion helfen könnte. „Aber wenn jemand hungern muss, komme ich auch öfter.“ Kuffner weiß auch von Freunden, die ihre Hilfe anbieten – und schon notiert Grieser alles Wichtige in ihrem Plan. Endlich ist Kuffner startklar. „Stressiger als normale Arbeit“, meint er und schnauft einmal kurz durch, bevor er die Tüten zu den Privatadressen fährt.
Was da neben den Tischen steht, kann man kaum glauben. Hier stapeln sich unzählige Packungen von – ja, Toilettenpapier. Wie hat das DRK denn in Zeiten von Hamsterkäufen solche Mengen des kostbaren Zelluloseprodukts auftreiben können? „Das sind die Vorräte der Kaiserslauterer Schulen“, erklärt Prinz. Weil die jetzt geschlossen sind, habe die Stadt die Vorräte dem DRK geliefert, freut sich der Geschäftsführer wiederum. So wird in jede Tüte noch eine extra Rolle gesteckt.
Und noch etwas findet so mancher in seiner Tüte – leider nicht in jeder, denn dafür reicht es nicht: eine Rose. „Wir haben auch Schnittblumensträuße gespendet bekommen. Ich hab gesagt, steckt doch in jede Tüte eine Blume hinein“, sagt Prinz.
Quelle: Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 79, VON THEDA SCHATTEBURG