Laienreanimation: Im Notfall zählt jede Sekunde
Jährlich gibt es in Deutschland mehr als 60.000 Fälle eines Herz-Kreislauf-Stillstandes außerhalb eines Krankenhauses. Doch nur etwa jeder zehnte Betroffene überlebt einen solchen Vorfall. Damit ist der Herz-Kreislauf-Stilltand
die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. „Dabei könnte die Chance auf ein Überleben der Betroffenen sogar verdreifacht werden, wenn anwesende Personen sich an Erste-Hilfe-Maßnahmen versuchen würden“, erklärt Anja Bauer. Sie ist seit 1997 festes Mitglied beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Kaiserslautern, hat als Rettungsassistentin angefangen und leitet heute die DRK-Akademie, in der sie Schulungen gibt. Doch viele tappen beim Thema Erste Hilfe und Reanimation im Dunkeln. Dabei kann „jeder irgendwie Hilfe leisten“, sagt Bauer.
Bei einem Unfall oder eben einem Herz-Kreislauf-Stillstand „zählt jede Minute“, verdeutlicht sie. Bereits nach drei Minuten, in denen das Hirn nicht mit Sauerstoff versorgt wird, können Schäden auftreten, die nicht mehr heilbar sind. Am besten sei es natürlich, wenn der Helfende wisse, was zu tun ist und direkt mit der Laienreanimation beginnen könne, so Bauer. Doch auch für denjenigen, der unsicher ist gilt: prüfen, was der Person fehlt und ob sie bei Bewusstsein ist und den Notruf verständigen. Die Rettungssanitäter auf der anderen Seite des Hörers stellten dann Fragen, um den Zustand des Betroffenen besser verstehen zu können und leiteten die Person gegebenenfalls bei der Laienreanimation an, bis ein Rettungswagen kommt. „Falsch ist es nur, wenn man gar nichts unternimmt“, macht Bauer klar.
Berührungsängste bei Frauen
Viele haben aber Vorbehalte. Laut des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Wissenschaft und Gesundheit haben viele Menschen gerade gegenüber Frauen Berührungsängste. Bei ihnen werde nur in 39 Prozent der Fälle von Laien reanimiert.
Ruhe zu bewahren sei das „A und O“. In einer solchen Situation stünden die Helfenden unter sehr viel Stress, deswegen sei es wichtig, ein Ablaufschema zu lernen, das man dann im Ernstfall abspielen kann. Besonders ein umsichtiges Handeln sei wichtig, gerade wenn es sich um einen Unfall im Straßenverkehr handele. „Es ist die Routine, die im Notfall Leben retten kann“, erklärt Bauer. Deswegen sollten die eigenen Kenntnisse über Erste Hilfe und Laienreanimation regelmäßig aufgefrischt werden. Denn viele belegten einen Erste-Hilfe-Kurs vor der Führerscheinprüfung – zum ersten und letzten Mal im Leben, weiß die Expertin der DRK-Akademie.
Tag der Laienreanimation soll Bewusstsein schärfen
Um auf das Thema aufmerksam zu machen, engagieren sich das DRK zusammen mit der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), den Johannitern, den Maltesern und dem Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland (ASB) beim Tag der Laienreanimation. In ganz Rheinland-Pfalz werden am Samstag Stände der Hilfsorganisationen aufgebaut sein, um zu informieren und zu zeigen, dass eine Laienreanimation doch leichter ist als viele glauben. In Kaiserslautern ist das DRK von 9 bis 13 Uhr mit einem Aktionsstand vor Globus an Eingang 2 vor Ort. Mit dabei sind diverse Rettungswagen, Bauer steht für Fragen bereit. Die Besucher können auch selbst aktiv werden. Dabei lernen sie das Vorgehen bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung und den Umgang mit einem Defibrillator. Bei schlechtem Wetter wird der Mitmach-Stand innerhalb des Einkaufsmarktes, in der Nähe der Apotheke, aufgebaut sein. Ministerialdirektor Daniel Stich besucht den Stand um 10 Uhr für eine Stunde.
Quelle: Die Rheinplfalz, Ausgabe Nr. 104