Axel Gilcher seit Anfang Oktober in der Funktion als Kreisgeschäftsführer und Vorstand
Axel Gilcher ist kein neues Gesicht an der Spitze des Kaiserslauterer Stadtverbands des Roten Kreuzes: Seit Jahren ist er Geschäftsführer der Rettungsdienst Westpfalz GmbH (mit gut 300 Beschäftigten),
seit Mai leitete er das operative Geschäft des DRK Kreisverbands kommissarisch (rund 100 hauptamtliche Mitarbeiter). Sein Vorgänger, Marco Woltermann, habe den Posten aus persönlichen Gründen nach knapp eineinhalb Jahren abgegeben, sagt Gilcher. In den vergangenen Monaten habe der 51-Jährige gemerkt, dass das neue Aufgabenfeld ihm Spaß mache und viele Herausforderungen biete. Nach einem Bewerbungsverfahren ist er vom Präsidium des DRK als neuer Chef ausgewählt worden.
„Alles, was wir beim Roten Kreuz tun, ist bereits jetzt für viele Menschen wichtig, wird in den nächsten Jahren noch wichtiger“, zeigt sich Gilcher überzeugt. Das beginne schon beim Feld Aus- und Weiterbildung. Da biete das Rote Kreuz in Kaiserslautern deutlich mehr an, als nur klassische Erste-Hilfe-Kurse für Laien. Beispielsweise stehen Sprach-, Entspannungs- und Eltern-Kind-Kurse auf dem Programm der DRK-Akademie. Diese platze aufgrund der hohen Nachfrage momentan aus allen Nähten, die beiden Schulungsräume im neuen DRK-Gebäude seien gut ausgestattet, aber zu wenig, sagt Gilcher. Weitere Säle könnten in einem Neubau eingerichtet werden.
Ebenfalls groß (und wachsend) sei der Bedarf an den Sozialen Dienstleistungen des Roten Kreuzes, berichtet Gilcher. So versorge die Mobile Krankenpflege nicht nur Senioren in ihren eigenen vier Wänden, sondern unterstütze auch Eltern pflegebedürftiger Kinder. „Im Pflegebereich ist gerade vieles im Umbruch, immer mehr Aufgaben kommen dazu“, sagt Gilcher. Gleichzeitig gestalte sich die Suche nach Fachpersonal immer schwieriger: „Da geht es uns wie Kliniken oder Pflegeeinrichtungen.“ Mit flexiblen und verlässlichen Dienstplänen und einem guten Arbeitsumfeld wolle das DRK punkten.
Maßgeschneiderte Hilfen für Menschen, die an Demenz erkrankt sind, und deren Angehörige biete die Beratungs- und Koordinierungsstelle Demenz – ebenfalls ein Feld, das größer werde, Beratung durch Sozialarbeiter sei gefragt. Gilcher: „Die Erkrankung rückt immer mehr in den Vordergrund.“ Ein weiterer Zweig der Kaiserslauterer Rot-Kreuz-Angebote ist das Psychosoziale Zentrum für Flüchtlinge. Dort angestellte Fachkräfte kümmern sich um traumatisierte Flüchtlinge, erklärt Gilcher: „Das ist ein ganz innovatives Team, das Geflüchtete in unseren Unterkünften, in Kusel und in Birkenfeld bei der Bewältigung von allem unterstützt, was sie in ihrem Herkunftsland oder auf der Flucht erlebt haben.“ Die ebenfalls wachsende Abteilung ist aktuell nicht in der Barbarossastraße untergebracht.
Gesucht: Ein neuer Standort für die RettungswacheGilcher hätte gerne möglichst alle Dienste räumlich beisammen, wie es bei der Neugestaltung des DRK-Geländes in der Augustastraße vorgesehen war. Dazu fehlt ein neuer Gebäuderiegel entlang der Friedrichstraße. Die Planungen ruhen, weil ein Teil des Altbaus Ecke Augusta- und Friedrichstraße – ein Gebäude des Kaiserslauterer Architekten Hermann Hussong – unter Denkmalschutz gestellt wurde. Gilcher: „Ich möchte gemeinsam mit dem Stadtrat zu einem Kompromiss kommen. Um auf dem Gelände leistungsfähig zu bleiben, muss die Umgestaltung weitergehen.“ Er wolle die Möglichkeit einer Erweiterung der DRK-Räumlichkeiten mit dem Denkmalschutz kombinieren, kündigt Gilcher an. Deshalb führe er derzeit zahlreiche Gespräche.
Zweiter Punkt, weshalb es baulich auf dem DRK-Gelände nicht weitergeht: Bevor der neue Gebäuderiegel gebaut werden kann, muss die in die Jahre gekommene Rettungswache abgerissen werden, braucht zuvor aber ein neues Zuhause. Noch sei zwar nichts spruchreif, aber man habe zwei potenzielle Grundstücke im Blick, stehe in Kontakt mit der Stadtverwaltung. „Wir wollen schnellstmöglich bauen und dafür unsere Hausaufgaben machen.“ Ist die Flächen-Frage geklärt, hofft Gilcher auf eine zügige Zusage aus Mainz, wie die Förderung für den Rettungswachen-Neubau unter den beteiligten Kommunen aufgeteilt wird.
Und noch eine künftige Baustelle fordert Gilchers Aufmerksamkeit: die Notarztwache auf dem Gelände des Westpfalz-Klinikums. Seit 2006 sei es immer wieder ein Thema, das kleine Gebäude zwischen Pforte und Parkhaus abzureißen und neu zu errichten. „Die Planungen sind mit dem Klinikum abgestimmt und bauantragsreif.“ Nachdem die Mitarbeiter dort so lange vertröstet wurden, sei es nun dringend an der Zeit, dort loszulegen.
Bei all den Bauvorhaben ist es Gilcher von essenzieller Bedeutung, dass der ganze Aufwand nicht betrieben wird, „um Geld zu verdienen oder zum Selbstzweck. Uns ist die Hilfeleistung am Menschen wichtig.“ Die Coronapandemie und die weltpolitische Lage hätten gezeigt, dass Bevölkerungs- und Katastrophenschutz so wichtig wie lange nicht sei. Das DRK wolle für die Einwohner und die Stadtpolitik ein verlässlicher Partner sein.
Ohne Freiwillige geht im Katastrophenschutz nichts
Dass das Rote Kreuz schnell reagieren kann, das hat es in den vergangenen Jahren mehrfach bewiesen: Ob Corona-Teststellen und -Impfteams für Seniorenheime oder das Aufbauen von Unterkünften für Geflüchtete – ehrenamtliche Helfer packten dabei immer mit an. Axel Gilcher, neuer Kreisgeschäftsführer des DRK Kaiserslautern Stadt, weiß um die Bedeutung des freiwilligen Engagements: „Der in Rheinland-Pfalz ehrenamtlich organisierte Katastrophen- und Bevölkerungsschutz ist ein extrem wichtiger Bereich, den wir weiter fördern und ausbauen wollen.“ Das Rote Kreuz wolle Strukturen für die Zukunft schaffen, wozu es passende Rahmenbedingungen von der Politik brauche. Gilcher: „Vernünftiges Material ist wichtig, ebenso passende Fahrzeuge und zeitgemäßes medizinisches Equipment.“
In Kaiserslautern organisiert das DRK die beiden Schnelleinsatzgruppen (SEG) Betreuung und Sanitätsdienst. Im Ernstfall, vom Großeinsatz bis zur Arbeit als Sanitätsdienst bei einem Fußballspiel im Fritz-Walter-Stadion, werden freiwillige Helfer tätig und arbeiten mit hauptamtlichen Kräften zusammen. Gilcher, der aus dem Rettungswesen kommt, weiß, wie unerlässlich eine enge Verzahnung von Haupt- und Ehrenamt ist: „Ohne das Engagement der vielen, vielen Freiwilligen könnten wir das Pensum so nicht durchhalten.“
Für Gilcher ist das „Ehrenamt die tragende Säule im Kreisverband“, der er mehr Aufmerksamkeit widmen möchte: „Im Zusammenspiel von Ehren- und Hauptamt gibt’s noch viele Synergieeffekte.“ Gleichzeitig sei eine freiwillige Mitarbeit beim Roten Kreuz nicht selten auch der Einstieg ins Berufsleben. Beispielsweise als Notfallsanitäter, so der Kreisgeschäftsführer.bgi
Quelle: Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 256