Die drei letzten Zivis
Patrick Ruby, Mark Steinz und Adrian Müller sind sozusagen die drei letzten Mohikaner. Sie sind die drei letzten Zivis, die in Kaiserslautern ihren Dienst versehen - noch. In Kürze endet ihre Tätigkeit
und damit geht auch in Kaiserslautern eine Ära zu Ende. Der Hintergrund: Zum 1. Juli wurde die Wehrpflicht ausgesetzt, damit existiert auch kein Zivildienst mehr. Als Reaktion darauf wurde der Bundesfreiwilligendiensteingeführt. „Im langjährigen Mittel verrichteten monatlich 150 bis 200 Zivis in Kaiserslautern ihren Dienst”, sagt Frank-Peter Räder, zuständiger Regionalbetreuer beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. Zum Schluss habe es in Lautern 43 Dienststellen gegeben, wo der sechsmonatige Zivildienst geleistet werden konnte.
„Als ich hier angefangen habe, gab es noch 25 Zivis, es sind dann immer weniger geworden”, berichtet Patrick Ruby. Er hat seinen Zivildienst beim Kreisverband Kaiserslautern-Stadt des Deutschen Roten Kreuzes verbracht, genauer: beim Fahrdienst. Am Montag wird er dort seinen letzten Arbeitstag haben. Der Mehlinger hat seine Dienstzeit dort verlängert, war über ein Jahr im Einsatz - weil es mit einer ursprünglich anvisiertenAusbildung nicht geklappt hat. Nun wird es wohl in Richtung Studium gehen, etwas mit Sport soll es sein. Wohl kein Wunder: Ruby spielt Fußball. Für ihn auch ein Grund, sich überhaupt für den Zivildienst zu entscheiden. „Eigentlich wäre ich ja zur Bundeswehr gegangen.” Dochals Zivi habe er einfach mehr Zeit unter der Woche gehabt. Beim Fahrdienst hat er dann Obst an Grundschulen ausgeliefert, war ab und zu bei „Essen auf Rädern” tätig, hat behinderte Menschen transportiert, auch Büroarbeiten übernommen und Telefondienst versehen. „Mir hat es etwas gebracht im Umgang mit anderen Menschen”, meint er über seine Zeit beim DRK.Für den Bundesfreiwilligendienst würden sich wohl nicht so viele Menschen entscheiden wie für den Zivildienst. „Man ist ja nicht dazu verpflichtet, das zu machen.”
Wie Patrick Ruby hat auch Mark Steinz seine Zeit als Zivi verlängert. Seit März arbeitet er in der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des
Pfalzklinikums. Bei ihm hat es ebenso nicht mit einer Ausbildung geklappt, im Wunschberuf Chemikant oderChemielaborant. Eigentlich wollte der Lauterer ja in einerKindertagesstätte tätig werden, was aber letztlich nicht möglich war. Über das Internet wurde er dann auf die Klinik aufmerksam. Anfangs habe er dort zum Beispiel Betten gemacht oder Patienten begleitet, etwa wenn sie ins Westpfalz-Klinikum mussten. „Seit einiger Zeit kümmere ich mich auch viel um die Patienten selbst, spiele zum Beispiel mit ihnen oder unterhalte mich mit ihnen,” so der 21-Jährige. „Ich denke, dass es eine Lebenserfahrung ist, die ich anders nicht hätte bekommen können.” Kinder zu versorgen, stelle für ihn kein Problem mehr da: „Windeln wechseln kann ich.” Derzeit bewirbt sich Ruby erneut um eine Ausbildungsstelle. Um die Zeit davor zu überbrücken, interessiert er sich auch für den Bundesfreiwilligendienst. Selbst wenn er findet, dass dieser generell nicht die „perfekteste Alternative” darstellt. Denn: „Bei den Versicherungen hat sich einiges geändert.”
Seit 1. April arbeitet Adrian Müller im Zentrum für ambulante Rehabilitation. Direkt nach dem Abitur hat er dort begonnen, weil er noch keinen Studienplatz hatte und auch nicht einfach „gar nichts machen wollte”. Seinen heutigen Chef kannte er da bereits vom Hobby Fußballspielen her. Und nach dem halben Jahr hat er dann verlängert, auch weil es ihm Spaß gemacht hat. Am 16. Dezember hat er nun seinen letzten Zivi-Arbeitstag.
Eventuell wird er danach weiterhin dort tätig sein, bis es ans Studieren geht - Lehrer will er werden, Um 6, 6.30 Uhr oder um 10 Uhr fängt als Zivi sein Dienst an. Seine Hauptaufgabe besteht aus dem Fahrdienst, darin, Patienten abzuholen und heimzubringen. Daneben sorgt er sich etwa um Eis- oder Fangopackungen. „Ich stehe schon sehr mit den Patienten in Kontakt”, berichtet der 20-Jährige, der in Dansenberg wohnt. Dazu kommen noch Kleinigkeiten wie: „mal die Wäsche machen oder die Handtücher wechseln”. „Ich würde es immer wieder machen, es war eine schöne Zeit”, sagt er. Schade findet er, dass es den Zivildienst nicht mehr gibt. Das Angebot des Bundesfreiwilligendienstes empfindet er als „schwach”: „Weil ich nicht denke, dass den so viele machen werden.” Den Zivildienst habe man einst jagezwungenermaßen abgeleistet. Er selbst allerdings hat ihn freiwillig absolviert. „Wenn ich einen Studienplatz gehabt hätte, hätte ich ihn aber eher abgesagt. (zs)
Quelle: Die Rheinpfalz