Landschafts-Malkurs nach Bob Ross beim DRK
Spätabends: Eigentlich sollte ich schon längst im Bett liegen und schlafen. Stattdessen läuft der Fernseher. Auf der Mattscheibe: Bob Ross. Mit ruhigen Bewegungen tupft, spachtelt und wischt der amerikanische Maler Landschaften
aus dem Nichts auf die Leinwand. Ich bin fasziniert. Angeblich können das auch Anfänger. Zeit, das einmal auszuprobieren - bei einem Malkurs von Sonja Blügel, angeboten vom Deutschen Roten Kreuz.
Am Anfang kommt der Himmel. Das ist nicht nur in der Bibel so, sondern auch bei Bob Ross. Zumindest, wenn es um das Malen von Landschaften geht. Genau das habe ich vor. Ich will eine klassische Bob-Ross-Landschaft malen: mit Wolken, Bergen, See und zwei Tannen. Dass ich das noch nie gemacht habe, bringt Kursleitern Sonja Blügel nicht aus der Ruhe. „Man kann nichts falsch machen“, beruhigt sie mich, als ich die doch sehr weiße Leinwand vor mir anschaue.
Los geht’s. Ein bisschen blaue Farbe auf den Pinsel und immer in kleinen kreuzenden Bewegungen über die Leinwand ziehen. Bei Sonja sieht das wirklich total einfach aus. Schwupp, hat sie einen hellen Sommerhimmel. Als ich mit meinem Schwupp fertig bin, habe ich eine kleine Gewitterfront erschaffen. Vielleicht ist das in der Mitte doch zu viel Blau? Mal abwarten. Wenn Bob Ross malt, entstehen die Werke schließlich auch in vielen verschiedenen Schichten. Wer weiß, wozu ich mein Gewitter noch brauche.
Als nächstes kommen die Wolken. Mit einem Fächerpinsel tupfe ich weiße Farbe auf den Himmel. „Ich beneide dich um deine Wolken“, sagt meine Nachbarin, Heidi Escherle, beim Blick auf mein Bild. Cool. Um meine Wolken hat mich bisher noch nie jemand beneidet, denke ich mir. Drei Minuten später: Ich hätte gerne Heidis Berg. Der sieht richtig gut aus. Mit wenigen Spachtelstrichen hat sie ein Gebirge erschaffen, mit Schnee und Geröllfeldern und allem, was dazu gehört. Richtig plastisch sieht es aus. Heidi - wir duzen uns, denn wir sind schließlich zusammen im Hochgebirge - malt am liebsten Porträts, erzählt sie. Mit Landschaften hat sie es eigentlich nicht so, aber sie findet die Technik von Bob Ross interessant. Davon kann sie sich vielleicht etwas für ihre Porträt-Malerei abschauen. Bob Ross kennt sie aus dem Fernsehen. So wir Sonja auch. Nach einem Ski-Unfall musste sie lange in die Reha, sah dabei Bob Ross im Fernsehen und ließ sich danach sofort zur zertifizierten Bob-Ross-Malerin ausbilden. Seither gibt sie Kurse, wie sie erzählt.
Zurück zu meinem Berg. „Einfach ansetzen und rüberziehen“, zeigt mir Sonja, wie ich mit einigen Spachtelstrichen einen Berg zaubern soll. Hm. Bei mir sieht es eher aus, als ob zwei Bücher im Himmel schweben. „Hey, so zeichnet man bei Bob Ross Hütten“, unterbricht Sonja meine Überlegungen. Aber ich will doch einen Berg! Also noch mal ran an die Spachtel. Irgendwann haben sich die zwei Bücher tatsächlich in so etwas wie ein Gebirge verwandelt. Aus meiner Vorstellung bekomme ich sie aber nicht mehr heraus - ab jetzt besitze ich meinen ganz persönlichen Bücherberg. Das passt prima, ich liebe Bücher.
Genau so wie Bäume. Egal, ob kahl im Winter, blühend im Frühling, grün im Sommer oder bunt im Herbst - Bäume sind toll. Ich fotografiere seit Jahren nahezu jeden Baum, an dem ich vorbeikomme. Da müsste ich doch eigentlich wissen, wie die Dinger aussehen, denke ich mir, als ich die riesige Tanne auf meinem Bild platziere. Schwebend. Der Baumstamm will einfach nicht so richtig sichtbar werden. Als er es dann doch wird, muss ich lachen. Wenn dieser Baum tatsächlich irgendwo so wächst, wäre es ein physikalisches Wunder. Der Stamm verläuft nicht mittig, sondern am rechten Rand des Baumes.
Egal. Mit lockeren Tupfern aus dem Handgelenk bekommt der schwebende Baum eine Insel als Untergrund. Noch einige gelbe Punkte über Baum und Insel verteilt, dann bin ich fertig. Und begeistert. Zwar erkennt man, dass ich Anfängerin bin, aber man erkennt auch, was ich gemalt habe: eine Landschaft. Einfach so, an einem Nachmittag. Jetzt brauche ich nur noch einen schönen Platz für mein Bild. Das Beste: Dort muss es nicht einmal dunkel sein. Mein Bücherberg muss sich nicht verstecken.
Quelle: Rheinpfalz, Bericht von Julia Luttenberger
Weitere BOB ROSS MALKURSE mit Sonja Blügel gibt es beim DRK Kaiserslautern am 13. März, 17. April, 19. Juni und 17. Juli 2015.