Ohne weiße Kittel
Ambulante Kinderkrankenpflege des Deutschen Roten Kreuzes entlastet Eltern. Sechs zertifizierte Kinderkrankenschwestern mit einer Zusatzausbildung verrichten beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) den Dienst, der Müttern eine Verschnaufpause von aufopfernder und aufreibender Pflege ihrer Kinder
im vertrauten Umfeld bleiben – Krankenhaus- Weiß wird vermieden. „Gäbe es die ambulante Kinderkrankenpflege nicht, meine Lebensqualität wäre erheblich geringer", sagt Corinna Nagel. Seit der Geburt ihres dreijährigen Sohnes Benjamin kann sie ihn nicht aus den Augen lassen. Der Kleine mit komplexem Krankheitsbild braucht Unterstützung für Körperfunktionen, die bei einem gesunden Menschen automatisiert sind. So muss etwa regelmäßig Sekret abgesaugt werden. Ist die Kinderkrankenschwester da, weiß ich meinen Liebling in guten Händen und kann in dieser Zeit meine Seele baumeln lassen. Die permanente Beobachtung und dabei gefühlte Anspannung weichen einer wohligen Entspannung", erzählt die Mutter. So könnte sie wieder neue Kraft tanken.
Grundsätzlich steht die ambulante Kinderkrankenpflege jedem Kind zu, das laut ärztlicher Untersuchung 24 Stunden betreut werden muss. „Die Pflege Erwachsener ist zwar im Sozialgesetzbuch V geregelt, jedoch fehlt ein entsprechender Hinweis für Kinder. Das hat zur Folge, dass bei jedem Kind mit der Kasse neu verhandelt werden müsse", beschreibt der DRK- Kreisgeschäftsführer Marco Prinz den Aufwand. „Dieser lohnt sich aber, kann doch durch fachliche Betreuung zu Hause die Liegezeit im Krankenhaus reduziert werden. Viele Kinder sehen sich nach ihrer vertrauen Umgebung", begründet die Teamleiterin der ambulanten Kinderkrankenpflege Astrid Steinel. Für die kleinen Patienten wäre das Krankenhaus laut und täte weh. Deshalb würden sie bei ihren häuslichen Einsätzen die Farbe Weiß vermeiden und keine Kittel tragen, um keine Erinnerung an traumatische Erlebnisse während des Krankenhausaufenthaltes zu wecken. „Haben die Patienten noch Geschwister, ist es auch für die Mutter zu Hause einfacher, allen gerecht zu werden. Wir sprechen von Müttern, da wir die Erfahrung gemacht haben, dass viele Ehen an der pausenlosen Pflege zerbrechen und deshalb zwei Drittel alleinerziehend sind", erzählt Astrid Steinel. Während ihres Dienstes könnten somit die Geschwisterkinder mit der Mutter alleine unternehmen und dadurch die Belastung besser ertragen.
Astrid Steinel liebt ihre Arbeit, da sie - im Gegensatz zum Kommen und Gehen im Krankenhaus – bei der ambulanten Kinderkrankenpflege eine Beziehung zu den Kleinen aufbauen kann und die heimische Atmosphäre der sterilen vorzieht. „Ein Arzt steht nicht hinter mir, ich kann eigene Entscheidungen treffen und habe dadurch eine größere Verantwortung. Es ist sinnvoll, was ich tue", ist sie überzeugt. Das beschäftigt ihr Kollegin Susanne Kerch. Sie erzählt von den strahlenden Kinderaugen, wenn sie etwa nach dem Urlaub endlich wieder kommt. Auch wenn das Kind stabil genug sei, um keine Kinderkrankenpflege zu benötigen, bleibe oft der Kontakt erhalten und Erfolgserlebnisse würden per E-Mail oder Telefon übermittelt.
Durchschnittlich fünf Stunden dauert ein Einsatz der Kinderkrankenschwestern, die auch an Wochenenden, Feiertagen und nachts im Dienst sind. Dabei wird versucht, bereits der Tageszeit auf die Wünsche der pflegenden Verantwortlichen einzugehen. Doch die Kapazitätsgrenzen sind erreicht, mehr Mitarbeiter müssten angestellt werden, um die Nachfrage stabil erfüllen zu können, sagt etwa Tina Geib, DRK- Pflegedienstleiterin für die ambulante Kinderkrankenpflege sowie die Pflege von Erwachsenen.
Quelle: Rheinpfalz (Marktplatz), von Dorothee Hein