Pilotlehrgang am Modellstandort Kaiserslautern – DRK Akademie
Die DRK- Akademie Kaiserslautern führte in diesem Jahr in Kooperation mit dem Bildungsinstitut des DRK- Landesverbandes Rheinland- Pfalz einen Pilotlehrgang
"Rettungssanitäterausbildung mit erweitertem Lernbedarf" in Kaiserslautern durch. Der Lehrgang begann im Februar 2018 und umfasste acht Unterrichtsblöcke mit 320 theoretischen, 320 Stunden berufspraktischen Ausbildungsstunden und 4 Modulprüfungen. Sieben Teilnehmer konnten die Ausbildung erfolgreich mit der staatlichen Prüfung abschließen (davon 6 Rettungssanitäter, 1 Rettungshelfer).
Die rettungsdienstliche Ausbildung ist Teil eines modularen Ausbildungskonzeptes, das vom DRK in Kaiserslautern geschaffen wurde, um Perspektiven für arbeitslose Menschen zu schaffen und dem Fachkräftemangel in den Gesundheitsdiensten- insbesondere in den Bereichen Pflege und Rettungsdienst entgegenzuwirken. Alle Maßnahmen können bei Vorlage eines Bildungsgutscheins von der Agentur für Arbeit und den Jobcentern zu 100% gefördert werden.
Die DRK Akademie in Kaiserslautern entwickelt als Modellstandort in Rheinland- Pfalz seit November 2017 im Rahmen der Liga Initiative „Soziales integriert - Chance solidarische Sozialwirtschaft" Schulungsmaßnahmen mit dem Ziel der Integration von Menschen mit Fluchthintergrund in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Die Schulungsmaßnahmen wurden modular aufgebaut und umfassen drei Bausteine: Zunächst eine Orientierungsmaßahme zur Arbeit im Rettungsdienst und in Pflegeberufen („Finde deinen Job"), bei Bedarf eine sprachliche Qualifizierung (Deutsch nach Europäischen Referenzrahmen), sowie eine Ausbildung im pflegerischen oder rettungsdienstlichen Bereich.
„Die Maßnahmen sollen allen Menschen, gleich welcher Nationalität, offen stehen, so die erfolgreiche Integration von Flüchtlingen und Migranten in Deutschland fördern, Langzeitarbeitslosen der Wiedereinstieg in den Beruf ermöglichen, sowie dem Fachkräftemangel im Pflege- und Rettungsdienst entgegenwirken", sagt Marco Prinz- Kreisverbandsvorstand und Geschäftsführer der DRK- Rettungsdienst Westpfalz GmbH. Denn seit Jahren beklagen auch die Rettungsdienstträger den Fachkräftemangel. „Hinzu kommt, dass die Planstellen in der DRK- Rettungsdienst Westpfalz GmbH sich im Laufe der letzten Jahre deutlich erhöht haben, was einerseits dadurch begründet ist, dass neue Rettungswachenstandorte geschaffen wurden und andererseits mehr Personalressourcen zur Optimierung der Ablauforganisation benötigt wurden."
Bei dem Pilotlehrgang handelte es sich um einen Lehrgang nach bestehender „Richtlinie für die Ausbildung und Prüfung von Rettungssanitätern in Rheinland-Pfalz" mit erweitertem Konzept durch zusätzliche Lernzeiten für individuelle Lernphasen, Lerngruppen und Repetitorien. Im Vorfeld wurden in Zusammenarbeit mit Arbeitgebern, der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter Kaiserslautern bestehende Hürden identifiziert, welche konkrete Chancen am Arbeits- und Ausbildungsmarkt deutlich erschweren.
Bei Menschen mit und ohne Migrationshintergrund konnten aufgrund unterschiedlicher Lebensumstände erweiterte Lernbedarfe ermittelt werden, die im Wiedereinstieg in Lernphasen nach längerer Zeit, Anpassungsbedarf des Lernmodus, in Fach- oder Kulturfremde, individueller oder familiärer Doppelbelastung oder in sprachlichen Defizite begründet sind.
Es zeigten sich zu Anfang des Jahres insbesondere viele geflüchtete Menschen sehr motiviert, einen Einstieg ins Arbeitsleben zu erhalten. In der Durchführung des Pilotlehrgangs wurde dem Änderungswunsch über das Anforderungskriterium zum Sprachniveau auf B1 entsprochen. An dieser Stelle danken wir Herrn S. Lipp vom DRK Landesverband für die Gesprächsführung mit dem Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit, das für den Erlass von Richtlinien weisungsbefugt ist. Ein besonderes Dankeschön geht auch an die Dozenten, welche laut den Prüfungsteilnehmern eine sehr gute Vorbereitung auf die Prüfung durchgeführt haben.
Der Pilotlehrgang ist äußerst erfolgreich verlaufen, dennoch zeigte sich die sprachliche Barriere durch Herabsetzung des Anforderungskriteriums auf Sprachniveau B1 als große Hürde. Die sehr engagierte und fleißige Lerngruppe, die z. T. über umfangreiche medizinische Vorkenntnisse verfügten, konnten das Unterrichtspensum trotz sprachlicher Hürden durch inhaltliche Vorkenntnisse bewältigen. Nach Angaben der Teilnehmenden profitierte die Ausbildung besonders von der vorbereitenden Orientierungsmaßnahme. Gerade der Blick über den Tellerrand hin zu Abläufen und Prozessen in den unterschiedlichen Einrichtungen und Unternehmen schaffte Klarheit über die angestrebte Berufswahl. Sowohl von den Teilnehmenden als auch den Lehrenden wurde dies als sehr bereichernd empfunden.
Quelle: Leitung DRK Akademie, A. Bauer, 0631 800 93 118