Wir machen das mit Herzblut
Mit 50 Helfern ist das Deutsche Rote Kreuz bei einem Spiel des 1. FC Kaiserslautern auf dem Betzenberg präsent. Drei Viertel davon sind Ehrenamtliche. An diesem Abend bleibt es ruhig, doch Abschnittsleiterin Marlene Hoff erzählt: „Wir hatten schon alles - außer einer Geburt."
Marlene Hoff liebt ihren 207D. Das Einsatzfahrzeug des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hat schon einige Jahre auf dem Buckel, wahrscheinlich ist es älter als seine Fahrerin. Keine Servolenkung, die Schaltung ist unpräzise, aber dennoch hängt sie an dem alten Diesel. Er habe Charakter, meint sie. Die 27-jährige Sanitäterin ist auf dem Weg zum Betzenberg. Spielbeginn ist 20.15 Uhr. Bereits seit 17 Uhr ist Hoff im Dienst, bis spät in die Nacht wird sie mit ihren Kollegen wachsam bleiben. Sie hat bereits die Funkgeräte mit Akkus bestückt und für die jeweiligen Einsatzteams in Plastikcontainer verpackt. Währenddessen treffen die ersten Helfer in der Augustastraße ein. Viele sind direkt nach ihrem Feierabend gekommen, um ihren Dienst anzutreten. Sie stärken sich noch mit belegten Brötchen, bevor sie sich zu den Einsatzfahrzeugen begeben, um ins Stadion zu fahren. Mit fast 50 Helfern ist das DRK heute im Einsatz.
Erfahrene und junge Kollegen werden zusammen eingeteilt, um Erfahrung zu sammeln. „Ungefähr ein Viertel davon sind hauptamtliche Kräfte, der Rest arbeitet ehrenamtlich", erzählt Marlene Hoff. Die Physikstudentin ist seit sechs Jahren beim DRK und heute als Abschnittsleiterin für die Osttribüne zuständig. Das DRK stellt nicht nur bei Großveranstaltungen wie Bundesligaspielen oder Konzerten den Sanitätsdienst, auch im Amateursport und bei kleineren Veranstaltungen sind die Helfer präsent. „Ohne den Einsatz ehrenamtlicher Helfer wären viele Veranstaltungen nicht finanzierbar", stellt Marco Prinz, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Kaiserslautern-Stadt fest.
Nachdem die Gruppe von Marlene Hoff im Stadion angekommen ist, füllen die Sanitäter den Schrank im Sanitätsraum mit dem Verbandsmaterial wieder auf, welches beim letzten Heimspiel verbraucht worden ist. Währenddessen teilt die Abschnittsleiterin die Teams ein. Dabei legt sie Wert darauf, dass erfahrene Helfer mit neuen Kollegen zusammenarbeiten. „Wir haben Leute dabei, die teilweise seit 20 Jahren Dienst auf dem Betze machen. Für die jungen Kollegen ist dies eine gute Möglichkeit, zu lernen und Erfahrung zu sammeln." Kein Opfern der Freizeit sondern ein Dienst aus Begeisterung ist das für Sarah Skorobohatyi: „Wir machen das mit Herzblut, genauso wie die Fans des FCK für ihren Verein Herzblut beweisen", sagt die 23-Jährige, die seit sieben Jahren beim DRK ist.
Es ist kurz vor Spielbeginn, und Marlene Hoff hat ihre Teams im Familienblock und im Block der Fortuna-Fans postiert. Dabei achtet sie darauf, dass innerhalb von zwei Minuten jeder Punkt ihres Abschnitts von einem Helfer erreicht werden kann. Sie macht noch einen Rundgang, um sicherzustellen, dass alle Helfer auf Ihrem Platz sind, bevor sie wieder in den Sanitätsraum zurückkehrt.
„7-22 für 1-51 kommen", tönt es aus dem Funkgerät. Die Einsatzleitung mit der Funkkennung 1-51 führt eine Funkprobe mit jedem Team durch. „Klar und deutlich", bestätigt Daniel Schäffer den klaren Funkempfang im Sanitätsraum, dessen Funkkennung 7-11 ist.
Es bleibt ruhig heute Abend. Im Abschnitt von Marlene Hoff gibt es keine besonderen Vorkommnisse, die Liegen im Sanitätsraum werden heute nicht benötigt. Währen draußen die Einsatzteams genügend Zeit haben, um sich das Spiel anzuschauen, unterhält man sich im Sanitätsraum. Es wird auch viel gelacht- Die Gespräche drehen sich überwiegend um Ereignisse aus vergangenen Einsätzen. „Dies ist nicht immer so", sagt Marlene Hoff. „Wir hatten hier schon alles- außer einer Geburt", meint sie lachend. Besonders wichtig, erklärt sie ihr Engagement, sei ihr dieses „Wir-Gefühl" im Team, betont Marlene Hoff, bevor sie sich kurz vor Spielende gegen 22 Uhr zu einem letzten Rundgang aufmacht.
Sie achtet jetzt auch auf die Präsenz der Polizei. Dies ist für sie ein Zeichen, ob alles ruhig bleibt oder ob es doch noch einmal hektisch werden kann. Das Spiel ist zu Ende und die Sanitäter kommen allmählich wieder zurück in den Sanitätsraum. Nur das Team im Gästeblock wartet noch, bis auch dieser sich geleert hat. Während einige ihre Ausrüstung bereits für den Rücktransport verstauen, wärmen sich andere mit einem heißen Tee auf. Die Stimmung ist locker und entspannt. Plötzlich ein Funkspruch: Am Ottmar-Walter-Tor ist eine Person gestürzt und bewusstlos. Schlagartig herrscht Konzentration und Professionalität. Marlene Hoff schickt zwei Helfer los, die zu dem Verletzten eilen. Zwei weitere Sanitäter folgen ihnen mit einer Trage. Zum Glück wird diese nicht benötigt. Der Mann kann schon wieder stehen, wird aber noch von den Sanitätern gestützt und zu dem ebenfalls kurz nach dem Funkruf eingetroffenen Rettungswagen gebracht, wo er weiter versorgt wird. Jetzt kann sich auch das Team von Marlene Hoff auf den Rückweg zum DRK in die Augustastraße machen.
Quelle: Peter Bügler, Rheinpfalz - Marktplatz