Eine Heimat im fremden Land mitgebaut
Sechs Bewohner der DRK Gemeinschaftsunterkunft Post haben im Rahmen eines integrativen Arbeitsprojektes an der Fassadengestaltung des neuen Anbaus mitgearbeitet.
Wer dieser Tage vom Lauterer Hauptbahnhof in Richtung Innenstadt läuft, dessen Blick fällt automatisch auf das neue Gebäude am Guimaraesplatz 5. Freundlich leuchtet es den Passanten entgegen. Eine moderne Fensterfront lädt zum Hineinschauen ein – und mittlerweile grüßen auch wieder die vertrauten ziegelroten Klinkersteine.Dass die Fassade seit kurzem wieder in der gewohnten Optik erstrahlt, daran haben auch sechs Bewohner der vom Deutschen Roten Kreuz Kreisverband Kaiserslautern Stadt e. V. betreuten Gemeinschaftsunterkunft (GU) Post Anteil.
Beim Abriss des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes aus dem Jahr 1928, in dem zu früheren Zeiten ein Lager und ein Verteilzentrum der Post untergebracht war, hatte Bauherr Sachs die alten Klinkersteine vor der Entsorgung verschont. „Man hätte die Fassade auch mit neuen Klinkern oder einer Klinkernachbildung optisch so herrichten können, dass das alte Erscheinungsbild, wieder erkennbar gewesen wäre“, erinnert sich Sachs. Doch das sei nicht in seinem Sinne gewesen. „Die Originalsteine haben nahezu 100 Jahre lang das Erscheinungsbild des Platzes geprägt. Mir war es wichtig, sowohl Optik als auch die Haptik den Kaiserslauterern auch weiterhin erlebbar zu machen“, sagt der Bauherr.
So warteten 4.926 Steine im Innenhof der GU Post darauf, an ihrem neuen Bestimmungsort angebracht zu werden. Allerdings klebte noch der alte Mörtel an ihnen. Um die Klinker am neuen Anbau anbringen zu können, mussten die Steine deshalb dringend vorbereitet werden. Dazu benötigte es fleißige Hände, die bereit waren, die harte Arbeit schnell und sorgfältig durchzuführen. Sachs dachte an das nächstliegende. Vor der GU Post gibt es Arbeit, in der GU Post sitzen Menschen, die verzweifelt auf die Chance warten, sich beruflich betätigen zu können.
„Wir haben uns über das Arbeitsangebot gefreut“, berichtet Sozialarbeiter Lothar Zurke. Er hat das integrative Projekt vom Ansprechen der Interessenten bis zum Abschluss der Maßnahme betreut. „Unsere Bewohner hatten eine erste Möglichkeit, die Rahmenbedingungen deutschen Arbeitslebens kennenzulernen“, ist sein Resümee. Dabei stellten die sechs Arbeitskräfte durchaus Gemeinsamkeiten fest, aber gerade im Bereich der Arbeitsschutzunterweisung und im deutschen Abrechnungssystem bei sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, gibt es erhebliche Unterschiede. Hier leistete Sozialarbeiter Zurke intensive Erklärungsarbeit. Drei Wochen lang bereiteten die sechs Männer mit Hammer, Meißel und Stahlbürste die Steine zur Wiederverwendung vor. „Unsere Bewohner haben einen hervorragenden Einsatz gezeigt. Das spiegelt die hohe Motivation der Menschen wider, in Arbeit zu kommen oder eine Ausbildung aufzunehmen“, so Zurke.
„Unsere Bewohner haben die harte Arbeit mit großem Spaß und viel Sorgfalt ausgeführt“, bestätigt auch der DRK Vorstand Marco Prinz. „Es ist darüber hinaus ein schönes Symbol, dass die Geflüchteten an dem Haus, das für über 160 Menschen ein neues Zuhause auf Zeit werden soll, selbst Hand anlegen konnten, und so mit eigener Hand eine Heimat im noch fremden Land mit aufgebaut haben.“
Quelle: DRK, Frau Dieckvoß, Ehrenamt Koordination GU Post, 0631 800 93 460